"Eselfreunde bringen ihre Tiere auf Trab"
Mitglieder der Regionalgruppe Nordost trafen sich in Crivitz zum Seminar: Expertinnen gaben Tipps für Trainingsmöglichkeiten
Das genießt Borri. Der Esel bleibt entspannt stehen, als Dürten Juchem mit geübtem Griff sein rechtes Bein anhebt, es in die Länge streckt und mehrere Sekunden so verharrt. „Man sieht richtig, dass es ihm gefällt“, erklärt die Tierheilpraktikerin und Physiotherapeutin aus Schlieven bei Parchim. Hinrichs Pause und seine Frau Brigitta, ihnen gehört Borri, hören aufmerksam zu, welche Tipps die Expertin gibt, damit der Esel wieder sicher läuft.
Das Ehepaar hat über Ostern an einem Treffen der Regionalgruppe Nordost der Interessengemeinschaft Esel- und Mulifreunde Deutschland in Crivitz teilgenommen. Genauer gesagt in Krudopp. Sophia und Thomas Bardenhagen waren Gastgeber des Seminars, in dem es um Konditionsübungen für Esel bzw. Muli ging. Denn auch die Tiere müssen sich nach dem Winter langsam wieder fit machen. Zugleich ging es um die Kommunikation zwischen Tier und Mensch. Gemeint sei damit, so erklärt Sophia Bardenhagen, dass der Halter auf sein Tier eingeht, versucht zu verstehen, warum es dieses oder jenes just nicht machen will – oder doch. Darüber sprach Tiertherapeutin Karin Hartung aus Sukow ausführlich.
25 Tierfreunde waren mit 15 Eseln und einem Muli nach Krudopp gekommen. Unter ihnen auch Ulrike Schörner aus Matzlow bei Parchim. Seit elf Jahren hält sie Esel. Vier sind es jetzt. „Esel sind ganz tolle Tiere, lieb und sanft. Pferde sind mir zu groß.“
Als sie mit ihrem Mann von der Pfalz nach Mecklenburg zog, stand fest, „dass ich mir einen Esel halte“, sagt sie. Allerdings habe sie sich anfangs tatsächlich nur einen angeschafft. Aber Esel sind Herdentiere, brauchen unbedingt einen zweiten Artgenossen. Die Tiere zu halten, mache zwar Arbeit. Aber es sei auch ein Ausgleich zur Arbeit, meint die Erzieherin. Zum Kurs nach Krudopp mitgebracht hatte sie ihren fünfjährigen Esel Ole und die zweijährige Neta. Vor allem Letztere müsse noch viel lernen. Mit den Eseln als Packtiere gehe es auf Wanderschaft, oder wenn im Dorf ein Kinder- oder Erntefest ansteht, ziehen sie zur Freude der Besucher eine Kutsche.
Bei Bardenhagens werden die Esel ebenfalls vor die Kutsche gespannt, sind aber auch Arbeitstiere. „Sie ziehen schon mal einen Pflug oder eine Egge. Wir setzen die Esel beispielsweise ein, um beim Nachbarn Kartoffeln anzuhäufeln. Ein Pferd käme nicht so gut um die Ecken“, erzählt die Crivitzerin. Gern geht die Familie mit ihren Grautieren auch auf Wanderschaft oder setzt sie für therapeutische Zwecke in Seniorenheimen oder Kindergärten ein. Dafür eigneten sich Esel mitunter besser als Pferde.
Ursprünglich wollte sich Sophia Bardenhagen ein Pferd anschaffen. Das war vor 13 Jahren, als sie mit ihrem Mann ein Haus in Krudopp gekauft hat. „Ich bin mit Tieren groß geworden, sie gehören zu meinem Leben dazu.“ Doch ihr Mann interessiere sich nicht für Pferde, wohl aber für Esel. „Wir haben oft Urlaub in Frankreich und Spanien gemacht, da wurden mehr Esel gehalten. Sie sind sehr gelassen und ruhig. Das ist das Schöne.“
So kauften sich Bardenhagens zwei Esel von einem Züchter aus der Nähe von Dömitz. Meck und Pomm sind Brüder. Mittlerweile leben fünf Esel, darunter der hier geborene Hektor, auf dem Hof der Familie. Es ist ein Hobby, das die Crivitzer – sie ist Restauratorin, er Jurist – mit viel Herzblut betreiben. Die Haltung der Steppentiere sei in Deutschland aufgrund des Wetters zwar nicht ganz leicht, trotzdem nehme die Zahl der Eselfreunde zu, weiß Sophia Bardenhagen, Sprecherin der Regionalgruppe Nordost. Die Interessengemeinschaft Esel- und Mulifreunde Deutschland wurde vor 32 Jahren gegründet, sie zählt heute 1300 Mitglieder in mehreren Regionalgruppen, im Vereinsregister sind 3500 Tiere eingetragen.
Heidrun Pätzold Quelle: SVZ Artikel vom 11.04.2012 |